Andreas Isele Zugriffe: 14493
Bis zum Jahre 1945: |
Im Jahre 1926, während der Zeit des Aufschwungs nach dem 1. Weltkrieg und vor der bald hereinbrechenden Weltwirtschaftskrise, wurde auch in Schluchsee von sportbegeisterten Schützen ein Kleinkaliber - Schützenverein aus der Taufe gehoben. |
Aus einem glücklicherweise noch vorhandenen alten Klassenbuch geht hervor, dass damals die Gründungsversammlung im Hotel Sternen erfolgte, Oberforstrat Walli die Führung übernahm und der junge Verein schon im ersten Jahr 90 Mitglieder zählte. |
Schon kurze Zeit danach begannen viele freiwillige Helfer, besonders Holzhauer, eine KK Stand auf dem Gelände des heutigen Sportplatzes zu errichten. Im Juni 1927 wurde die Schiessanlage (acht Stände) mit einem Preisschiessen eingeweiht. In der Folgezeit wurde weiter ausgebaut, Förster Büche war nun die treibende Kraft im Verein und nach der Inflation war die Anlage sogar schuldenfrei. |
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 nahm dem Verein seine Unabhängigkeit, er wurde in die NS - Sportorganisation eingegliedert, die das KK-Schiessen immer mehr als Waffenübung für den Ernstfall ansah. |
Das 10 jährige Jubiläum im Olympiajahr 1936 wurde in Schluchsee mit einem grossen Fest gefeiert. Viele Schützen beteiligten sich am Manschaftspreisschiessen und am Schiessen um den begehrten Schluchseetaler auf 12 Bahnen. Der Kriegsausbruch 1939 unterbrach jäh die Aufwärtsentwicklung des Vereines. Die meisten Schützen mussten in den Krieg ziehen. Regelmässige Schiessübungen hielten nun SA-Abteilung und Kriegerverein ab. Laut Kassenbuch wurde die Einnahme an den jährlich bis 1943 veranstalteten Schützenfesten immer bescheidener und kam 1944 zum Stillstand. |
Nach 1945 riss die Besatzungsmacht Stände und Hütte ab und zündete die Reste an. Etwas später errichtete der Sportverein Schluchsee auf diesem nicht mehr genutzten Gelände ihren Fussballplatz. |
Der Besitz von Jagd- und Sportwaffen war zunächst verboten, und die glücklich auf dem Krieg heimgekehrten Schluchseer verspürten zunächst wenig Neigung, eine Waffe in die Hand zu nehmen, selbst wenn es nur noch für den sportlichen Wettkampf gedacht war. |
Ab dem Jahre 1969: | |
Nach dem Ende des KK-Schützenvereins 1945 beschlossen am 18 Januar 1969 im Gasthaus zum "Schwörer" folgende 13 Personen den Sportschützenverein Schluchsee e.V. zu gründen. |
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1 Hermann Booz 2 Oskar Booz 3 Paul Braun 4 Klaus Dilger 5 Otto Eckert 6 Egon Härtenstein 7 Arnold Keller |
8 Paul Keller 9 August Kiefer 10 Rudolf Kiefer 11 Peter Schwörer 12 Bertold Siegel 13 Hans Wolf |
Eine ganze Generation dauerte es, bis sich in Schluchsee junge Sportschützen zusammen mit älteren ehemaligen KK-Schützen für das sportliche Schiessen besonders in den Wettbewerben Luftgewehr und Luftpistole, begeistern. Bald war man sich einig, wieder einen Schützenverein zu gründen und eine Wettkampfstätte in der Gemeinde zu finden. | |
So trafen sich am 18. Januar 1969 im Gasthaus zum Schwörer 13 Interessenten, um zusammen mit Berater Stefan Hauser, Sportschützenverein Kappel, den Verein zu gründen, eine Vorstandschaft zu wählen und die Aufnahme in den Südbadischen Sportschützenverband zu beantragen. Die durchgeführten Wahlen ergaben: OSM Klaus Dilger - SM Hermann Booz - Schriftführer Paul Keller - Kassierer August Kiefer. Am wichtigsten für den Verein war die Beschaffung guter Schusswaffen und die Suche nach einem geeigneten Schiessstand.> | |
Zunächst wurde das Tarining im Winter in den leeren Sälen des Gasthauses Schwörer und des Hotels Sternen durchgeführt, später im Speicher des Rathauses. An einen sofortigen Bau eines Schützenhauses war beim damaligen Kassenstand natürlich nicht zu denken, obwohl das Interesse am sportlichen Schiessen und damit auch die Mitglieder ständig zunahmen. Als jedoch im Frühjahr 1969 die Bundespost in Donaueschingen gut erhaltene RAD Baracken zum Kauf anbot, schien die Gelegenheit günstig, in eigenen Räumen den Schiesssport auszuüben. Der Standort hinter dem Fussbalplatz wurde mit der Gemeinde festgelegt und, nach der Begutachtung der in der Grösse passenden Baracke, ein Angebot von 1000,- DM (ca. 500,-- Euro) abgegeben. | |
Der Verein erhielt den Zuschlag, und am 12 Juli rollte ein Lastzug der Brauerei Rothaus nach Donaueschingen. Zimmerleute, unterstützt von vielen Helfern, zerlegten die Baracke, luden sie auf und am Waldsportplatz wieder ab. Weit schwieriger und zeitaufwändiger gestaltete sich der Zusammenbau. Er dauerte viele Monate, bis im November zunächst der Schiessstand und im Januar 1970 der Aufenthaltsraum in Betrieb genommen werden konnte. | |
Damit hatten die Sportschützen schon 1 Jahr nach der Wiedergründung ihr ersehntes, geregeltes Zuhause. Noch heute denken ältere Schützen gerne an die Schiessabende zurück, an denen zwar auch um jeden Ring gekämpft wurde, aber die anschliessenden gemütlichen Stunden unvergessen sind. Da wurde diskutiert, gelacht, gespielt, gesungen und für das leibliche Wohl sorgte mit Liebe Schützenwirtin "Liesel". Besonders im Winter rückte man am warmen Ofen enger zusammen, und die Nächte wurden lang. | |
Neben den sich bald einstellenden sportlichen Erfolgen auf Krei-, Bezirks-, und Landesebene beteiligten sich die Schützen auch in der Öffentlichkeit am kulturellen Leben. An Jedermanns- und Gästeschiessen erfreuten sich Einheimische und Gäste gleichermassen. Hammeltanz und Volkswanderung bereicherten den örtlichen Veranstaltungskalender. Beim Seenachtsfest, an Fastnacht und an Jubiläen engagierte sich der Verein ebenfalls. | |
Unvergesslich bleibt auch 1976 das 50 jährige Jubiläum mit seinen Veranstaltungen im Festzelt auf dem Waldsportplatz. Es demonstrierte auch in der Öffentlichkeit die Stärke und den Zusammenhalt im Schützenverein, der schon 7 Jahre nach der Neugründung zu den stärksten im Hochschwarzwald zählte. |
Neubau des Schützenhauses am Faulenfürster Eck: |
Schon beim Einzug in das alte Schützenhaus am Waldsportplatz war der Vorstandschaft bewusst, dass in absehbarer Zeit ein Neubau notwendig werden würde. Die Zahl der aktiven Schützen stieg weiter an, KK - Disziplinien mussten auf fremden Ständen geschossen werden. |
Erste Neubaupläne steltte der Bauausschuss schon im Jubiläumsjahr vor. Trotzdem dauerte es noch weitere 5 Jahre, bis im Frühhjahr 1981 mit dem Bau begonnen werden konnte. Geänderte Pläne, viele einzuholende Genehmigungen bei den Behörden, Finanzierungspläne, um Toto-Lotte Mittel zu erhalten, sorgten immer wieder für Verzögerungen. Andererseits konnte während dieser Zeit weiter Kapital angespart und die Finanzierung verbessert werden. So war die Freude unter den Anwesenden gross, als OSM Karl Rosski bei der Generalversammlungendlich den "Roten Punkt" verkündete. |
Es ist erstaunlich, mit welchem Schwung und Eifer die Mitglieder und Helfer sich nach der Schneeschmelze an die Arbeit machten. Obwohl die meisten Bauaktuvitäten nur am Wochenende erfolgften, konnte das neue Schützenhaus schon nach einjähriger Bauzeit bezogen werden. Damit hatte nach 12 Jahren die gute alte RAD - Baracke als Schützenhaus ausgedient. |
In den Jahren 1982 / 83 bauten Helfer den Aufenthaltsraum und darüber die LG / LP - Stände aus und schützten die Aussenwände mit einem optisch attraktiven, aber aufwendigen Schindelmantel. |
Einrichtung der Schiessanlage: | |
Nach Genehmigung der Toto-Lotto Mittel für den 2. Bauabschnitt im Frühjahr 1983 errichteten die Helfer in der Verlängerung zum Schützenhaus die beiden Pistolenstände. Doch erst im darauffolgenden Frühjahr machte der Ausbau Fortschritte: Tiefbau Wehrle baggerte die beiden langen Schiessbahnen aus und formte die seitlichen Schutzwälle. Die stabile Trennwand zwischen Pistolen- und KK - Stand wurde aufgemauert, Träger und Schutzblenden aus Beton in Eigenarbeit gegossen und mit Hilfe eines Krans zusammengefügt. |
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1985 waren die Sicherheitsvorkehrungen soweit gediehen, dass der Sportpistolestand vom Sicherheitsbeauftragten freigegeben wurde. Weitere 2 Jahre gingen ins Land, ehe auch die KK - Stände fertiggestellt und sicherheitstechnisch abgenommen wurden. Ein vom Landratsamt angefordertes Schallmessgutachten gab die Schiessstände für KK - Waffen frei. Somit konnte das Schützenhaus mit Schiessanlagen nach rund sechjähriger Bauzeit der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Nach Erhalt der Abschlussrate an Toto-Lotto Geldern war der Verein nicht nur schuldenfrei, es blieb sogar eine Rücklage für künftige Reparaturen übrig. | |
Erhalt der Anlage: |
Auf diese beispiellose Leistung können die Helfer, Spender und Mitglieder des Sportschützenvereins mit Recht stolz sein, haben sie doch in der Gemeinde Schluchsee Wettkampf- und Freizeitanlage imWert von über einer viertel Million Euro geschaffen. Im Juni 1988 veranstalteten die Schützen ein grosses Fest mit Preisschiessen, um die Anlagen offiziell einzuweihen. Am Festbankett waren die Gäste aus nah und fern voll des Lobes über die geleistete Arbeit. |
Auch in den folgenden Jahren waren ständig Arbeitseinsätze notwendig, um Haus und Anlagen zu verbessern und funktionstüchtig zu erhalten. So erhielt das Schützenhaus an der Ostseite einen kleinen Anbau. Dort konnte nun Baumaterialien und die Stände für das Seenachtsfest untergebracht werden. Die teure und schwerfällige Elektroheizung musste einer effekiveren Gasheizung weichen. Der Sturm Lothar richtete glücklicherweise keine erheblichen Schäden an, lediglich die Umzäunung wurde repariert. Weiter Investitionen standen an, um den Boden vor Geschossemission zu schützen, d.h. die Geschossfänge am ende der Schiessbahne mussten versiegelt werden. |
"was du ererbt hast vondeinen Vätern, erwirb es, um es zu erhalten!" Es ist zu hoffen, dass dieser Wahlspruch von den Sportschützen, die künftig den Schiesssport am Faulenfürster Eck ausüben, ernst genommen wird, damit eine einzigartige gemeinschaftsfördernde Einrichtung in unserer Gemeinde erhalten bleibt. |